Diese Seite ergänzt den Artikel Brokkoli Pflanzen. Eigentlich ist Brokkoli kein Einsteiger Gemüse. Er hat zahlreiche Feinde und gedeiht nur dann gut, wenn er regelmäig kontrolliert und zuverlässig geschützt wird. Deutlich einfacher fand ich den Anbau von Sprossbrokkoli, der über den Winter kultiviert werden kann, wenn seine Feinde nicht aktiv sind. Deshalb geht es in diesem Artikel auch nur um besagten Sprossbrokkoli.
Der Sprossbrokkoli ist hier zu Lande fast unbekannt. Völlig zu unrecht! Er schmeckt ganz ähnlich wie der hier bekannte Brokkoli, allerdings nicht ganz so kohlartig, sondern eher Richtung Spargel. Anstatt eines großen Kopfes in der Mitte bildest er viele Seitensprosse. Zum Kennenlernen hier ein gutes Video:
In diesem Video wird der Sprossbrokkoli im Frühjahr und Sommer kultiviert. Dann ist der Anbau genauso problematisch wie beim altbekannten Brokkoli. Besser für Einsteiger: Die hier nur kurz erwähnte Kultur über den Winter.
Wie schon erwähnt ist die Kultur von Brokkoli nicht ganz einfach, da er permanent nach Schädlingen durchsucht werden muss. Für Sprossbrokkoli gilt das nur für die ersten Monate. Dann sind die Pflanzen noch klein und lassen sich recht leicht schützen. In der Wachstumsphase über den Winter und zur Erntezeit im Frühjahr braucht er kaum Aufmerksamkeit.
Brokkoli wird aus Samen gezogen. Aus jedem Samen wächst eine Pflanze. Der Sprossbrokkoli bildet einen Stamm mit vielen Ästen und ähnelt somit einem Minibaum. Das größte Brokkoli Röschen wächst in der Mitte, in den Verzweigungen bilden sich kleinere, aber dafür sehr viele Röschen. Über einen Zeitraum von sechs bis acht Wochen wachsen immer wieder Röschen nach. Lässt man die Röschen zu lange stehen, öffnen sie sich zu Blüten. Denn eigentlich ist der essbare Teil des Brokkolis nichts anderes als eine Ansammlung von Knospen. Das Ende der Erntezeit zeigt sich, wenn die Röschen nicht mehr kompakt wachsen und sehr schnell in die Blüte gehen. Dann wird die ganze Pflanze entfernt.
Die Aussaat erfolgt idealerweise ab Juli. Die Ernte beginnt je nach Winterwetter im März und dauert bis Mai. Danach kann der Platz für eine Sommergemüse genutzt werden.
Brokkoli ist recht tolerant, was den Standort angeht. 4 Stunden Sonne braucht er unbedingt, aber es darf auch gern mehr sein. Die meisten Ratgeber empfehlen den sonnigsten Platz im winterlichen Garten für den Sprossbrokkoli zu reservieren. Mein Brokkoli erhält im Dezember und Januar allerdings überhaupt keine Sonne. Trotzdem liefert er mir ab März leckere Köpfe.
Fruchtwechsel
Sprossbrokkoli gedeiht nur dann auf Dauer zuverlässig, wenn wir die Regeln des Fruchtwechsels einhalten: Am selben Standort dürfen im Jahr davor oder danach keine anderen Gemüsearten aus der Familie der Kreuzblütler gewachsen sein. Leider ist diese Familie riesig! Zu ihr zählen alle Kohlarten, Kohlrabi, Rettich und Radieschen sowie Asia Salate und Rucola.
Wird Sprossbrokkoli über den Winter angebaut, eignet er sich als Nachkultur, d.h er nimmt im September den Platz von Sommergemüse wie Tomaten oder Zucchini ein. Da er bereits im Juli ausgesät werden muss, wenn das Beet noch besetzt ist, erfolgt die Aussaat am besten in Saatschalen auf dem Balkon. Spätestens sechs Wochen nach der Aussaat braucht der Sprossbrokkoli mehr Platz. Ist im Beet noch kein Platz frei, kann der Brokkoli in Töpfen zwischen geparkt werden. Wichtig: Auch die Töpfe müssen unter einem Netz stehen, da sonst der Kohlweißling seine Eier unter die Blätter legt. Weitere Details zur Aussaat von Brokkoli
Platzbedarf
Die Jungpflanzen brauchen in einem normalen Beet einen Abstand von 50cm, sowohl in der Reihe als auch zwischen den Reihen. Wer im Hoch- oder Tiefbeet gärtnert pflanzt Brokkoli mit 40cm Abstand in versetzten Reihen.
Mischkultur
Wie alle Gemüsearten gedeiht auch Sprossbrokkoli besonders gut, wenn beim Pflanzen die Regeln der Mischkultur beachtet werden: winterharte Erbsen, Dicke Bohnen, Mangold oder Spinat können ebenfalls über den Winter kultiviert werden und leisten dem Sprossbrokkoli gute Gesellschaft.
"Wir züchten die Erde - das Gemüse wächst von selbst!"
Leider gilt diese Regel umgekehrt auch: Auf schlechten Böden wächst nämlich nichts! Sprossbrokkoli ist zwar relativ tolerant, nach einer guten Bodenvorbereitung mit viel Kompost wächst er aber kräftiger und gesünder und liefert deutlich höhere Erträge. Außerdem wichtig: Vor dem Pflanzen ausreichend Dünger verteilen. Genaue Angaben zu den erforderlichen Düngemengen sind in Biogärten immer schwierig, da wir ja den Boden ernähren und nicht die Pflanze. Und jeder Boden in jedem Garten tickt nun mal anders. Wer keine Boden Analyse durchführen möchte, kann zunächst einmal nach diesen Richtlinien düngen:
Mein Gartenboden ist hart und neigt zu Verdichtungen, deshalb verteile ich nach Möglichkeit mehr Kompost. Aber wie gesagt: jeder Boden tickt anders!
Schutz vor Schädlingen
Sprossbrokkoli wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von Kohlweißling und von der Kohlfliege befallen. Der Kohlweißling legt seine Eier an die Unterseite der Blätter. Aus diesen Eiern schlüpfen die Raupen, die sich von den Kohlblättern ernähren. Lässt man sie gewähren, sind die Kohlblätter nach wenigen Wochen bis auf das Gerippe abgefressen! Deshalb sollte der Sprossbrokkoli unter einem Schutznetz wachsen. Trotzdem müssen die Blattunterseiten immer nach gelben Eiern abgesucht und die Eier entfernt werden. Denn der ein oder andere Kohlweißling schlüpft immer durchs Netz.
Die Kohlfliege legt ihre Eier an den Wurzelhals der Kohlpflanze. Die Larven aus diesen Eiern fressen die Wurzeln. Manchmal wird der Brokkoli auf diese Weise nur geschwächt, oft stirbt aber die ganze Pflanze ab. Hier hilft der Kohlkragen.
Weitere Informationen zu den Schutzmaßnahmen.
Ende Oktober stellen Kohlfliege und Kohlweißling ihre Aktivität aber ein. Hier liegt auch der große Vorteil beim Winter Anbau: Solange die Schädlinge aktiv sind ist der Brokkoli noch sehr klein. Die wenigen Blätter lassen sich schnell nach Eiern durchsuchen, und auch ein Netz ist viel leichter zu handhaben. Ab Oktober kann das Netz einem Gartenvlies Platz machen:
Schutz vor Kälte
Bei Temperaturen von weniger als 6 C° stellt der Sprossbrokkoli sein Wachstum ein, bei minus 10 C° erfriert er. Unter einem einfachen Gartenvlies sind die Temperaturen etwa 2 C° höher. Bei uns im Rheinland überlebt der Sprossbrokkoli den Winter auch ohne Vlies, Aber die etwas höheren Temperaturen sorgen für besseres Wachstum und somit eine höhere und frühere Ernte. Das Gartenvlies hält außerdem die Tauben fern, die die Blätter des Sprossbrokkolis gern fressen.
Wasser und Mulch
Sprossbrokkoli wächst gern unter einer Mulchschicht. Wasser bekommt er nur in den ersten Wochen nach der Pflanzung, bis er gut eingewachsen ist. Es lohnt sich, wenn du darauf achtet, nur in den Wurzelbereich zu gießen. Ab Oktober genügen normalerweise die natürlichen Niederschläge.
Ernten
Meist gibt es die ersten Röschen im März. Zuerst bildet sich eine Mitteltrieb, der allerdings deutlich kleiner ist als bei unserem Brokkoli aus dem Supermarkt. Schneide den Mitteltrieb mit einem Messer ab, sobald er erntereif aussieht. Das regt das Wachstum der Seitensprossen an, die du dann über einen Zeitraum von sechs bis acht Wochen ernten kannst. Wenn du nicht sicher bist, wie erntereifer Sprossbrokkoli aussieht, sieh dir das Video an.
Frisch gesetzte Jungpflanzen fallen sofort den Schnecken zum Opfer, wenn sie nicht geschützt werden. Im Laufe des Herbstes werden die Schnecken immer weniger, dann wächst der Sprossbrokkoli auch ohne Schutz.
Mein Biogarten
Für mich eines der wenigen Gartenbücher, die wirklich für Anfänger verständlich sind, trotz einer Fülle an Informationen. Ausführliche Besprechung
Mischkultur im Hobbygarten
Beschreibt leicht verständlich die Vorzüge der Mischkultur: Deutlich höhere Erträge auf wenig Fläche und gesundes Gemüse. Auch ohne Vorkenntnisse leicht zu verstehen. Ausführliche Besprechung
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