Diese Seite ergänzt den Artikel Rettich und Radieschen pflanzen.
Meine ersten Radieschen durfte ich im Kindergartenalter in Papas Gemüsebeet säen. Dort wuchsen scheinbar ganz ohne Pflege die prachtvollsten Radieschen. Papas Erde war eben gut gepflegt, und wahrscheinlich hat er auch regelmäßig gegossen. Vielleicht machen viele Kinder ähnlich Erfahrungen, und vielleicht ist das auch der Grund, warum Radieschen Anbau den Ruf hat, "kinderleicht" zu sein.
In meinem eigenen, frisch angelegten Gemüsegarten ging nämlich gar nichts mehr von selbst: Auf meinem schweren Boden bildeten die Radieschen hauptsächlich Blätter und die wenigen Knollen waren steinhart und voller Maden. In reichlich mit reifem (!) Kompost versorgen Beeten ist der Anbau zumindest im Frühjahr zwar tatsächlich "kinderleicht", aber bis es so weit ist, kann es ein paar Jahre dauern.
Roter Frühjahrsrettich stellt etwas die gleichen Ansprüche wie Radieschen. Die langen, dicken weißen Rettiche die wir aus dem Handel kennen sind dagegen sehr schwer zu ziehen und für Anfänger völlig ungeeignet.
Radieschen werden aus Samen gezogen. Aus jedem Samenkorn wächst ein Radieschen. Der essbare Teil, die Knolle, wächst unter der Erde. Im Frühjahr dauert es vier bis sechs Wochen, bis aus dem Samenkorn ein erntereifes Radieschen mit ca. 1 cm Durchmesser herangewachsen ist. Ab dann können Radieschen laufend für den täglichen Bedarf geerntet werden. Etwa zwei Wochen später, bei einem Durchmesser von 1,5 bis 2 cm, beginnen Radieschen hohl und holzig zu werden.
Rettich hat einen etwas längeren Wachstumszyklus von ca. 8 Wochen.
Radieschen sind sehr tolerant, was den Standort angeht. 3 bis 4 Stunden Sonne wollen sie unbedingt haben, aber es darf auch gern mehr sein.
Fruchtwechsel
Rettich und Radieschen freuen sich, wenn wir die Regeln des Fruchtwechsels einhalten: Am selben Standort dürfen im Jahr davor oder danach keine anderen Gemüsearten aus der Familie der Kreuzblütler gewachsen sein. Leider ist diese Familie riesig! Zu ihr zählen alle Kohlarten, auch Kohlrabi, sowie Asia Salate und Rucola.Da Rettich und Radieschen aber immer nur wenige Wochen im Beet bleiben, müssen wir die Regeln des Fruchtwechsels nicht allzu eng auslegen. Ich versuche aber, innerhalb einer Saison nicht zweimal an der selben Stelle Kreuzblütler auszusäen.
Rettich und Radieschen können wir theoretisch von März bis September säen. Ich beschränke die Aussaat aber auf die Monate März und April. Ab Mai erwachen viele Schädlinge aus dem Winterschlaf, und dann brauchen Radieschen und Rettich die gleichen aufwendigen Schutzmaßnahmen wie Brokkoli.
Da Rettich und Radieschen nur ein kurzes Erntefenster von 10 bis 14 Tagen haben werden sie in Sätzen gesät. Das bedeutet: wir säen nur so viele Radieschen aus, wie wir in ca. zwei Wochen verbrauchen. Sind die ausgesäten Radieschen zwei Wochen alt, säen wir erneut eine Portion für die nächsten zwei Wochen, u.s.w.
Weiter Details zur Aussaat von Rettich und Radieschen.
PlatzbedarfRadieschen brauchen 5cm (Roter Frühjahrsrettich 10cm) Abstand in der Reihe und 15 cm zwischen den Reihen; in der lockeren Erde von Hoch- oder Tiefbeeten reichen 5 cm in alle Richtungen für Radieschen, 10 cm für den roten Frühjahrsrettich.
Mischkultur
Radieschen sind ein sehr interessanter Mischkultur Partner, denn was immer du im Frühjahr aussäst: Radieschen passen noch dazwischen! Salatpflanzen z.B. brauchen selbst im Hochbbet 15 bis 20 cm Abstand. Allerdings noch nicht in den ersten Wochen. Die anfangs noch freie Fläche nutze ich für Radieschen. Wenn der Salat seinen Platz einnehmen möchte, sind die Radieschen schon abgeerntet.
Erde und Dünger
Falls du die Kompost Seite noch nicht gelesen hast: Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt das nachzuholen. Ohne Kompost wird das nämlich nichts mit den Radieschen, ganz zu schweigen vom Rettich. Die Erde muss richtig schön locker und feucht sein, und dafür brauchen wir große Mengen an reifem Kompost. Denn gerade Radieschen sind in ihrer Anspruchslosigkeit sehr anspruchsvoll: Bei zu vielen Nährstoffen entwickeln sie nämlich nur Blätter und keine Knollen. Deshalb ist Kompost für den Radieschen Anbau erst nach zwei Jahren interessant, vorher enthält er noch zu viele Nährstoffe. Je nach Boden braucht du bei der Neuanlage eines Beetes ca. 3 bis 5 Eimer reifen Kompost pro m². Wenn du deinen Gemüsegarten neu anlegst und noch keinen zwei Jahre alten Kompost hast, denke über käufliche Bodenverbesserer nach. Ich habe mit Kokosfaser gute Erfahrung gemacht. In einem gut gepflegten Gemüsebeet reicht dann vor der Aussaat etwa ein Eimer Kompost pro m². Bei dieser geringen Menge ist es auch nicht weiter schlimm, wenn der Kompost nur ein Jahr alt ist.
Wasser und Mulch
Kompostreiche Böden sind bei normalen Temperaturen im Frühjahr feucht genug, so dass Rettich und Radieschen ohne Wasser auskommen. Allerdings hacke ich meine Beete einmal pro Woche. Wenn dein Gemüsebeet noch nicht optimal mit Kompost versorgt ist, kannst du durch häufiges Gießen (zwei bis dreimal pro Wochen) deinen Radieschen oder dem Rettich etwas auf die Sprünge helfen. Falls du so früh im Jahr schon genügend Gartenabfälle hast, hilft auch eine Mulchschicht.
Leider mögen die Schnecken die frischen Keimlinge von Rettich und Radieschen gern, daher ist Schneckenschutz erforderlich. Alle anderen Schädlinge halten im Frühjahr noch Winterschlaf. Ab Mai brauchen Rettich und Radieschen dann ein Netz zum Schutz vor Kohlfliege und Kohlweißling.
Mein Biogarten
Für mich eines der wenigen Gartenbücher, die wirklich für Anfänger verständlich sind, trotz einer Fülle an Informationen. Ausführliche Besprechung
Mischkultur im Hobbygarten
Beschreibt leicht verständlich die Vorzüge der Mischkultur: Deutlich höhere Erträge auf wenig Fläche und gesundes Gemüse. Auch ohne Vorkenntnisse leicht zu verstehen. Ausführliche Besprechung
Noch mehr Gartenbücher, die ich sehr hilfreich finde.
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