Leon Schleep

Kleine Fläche, große Ernte

Wie du deine eigene Marktgärtnerei auf die Beine stellst

Nein, ich will gerade keine eigene Marktgärtnerei gründen . Warum ist das Buch trotzdem unbedingt lesen wollte? Ich möchte gern wissen, wie so eine Marktgärtnerei funktioniert. Wäre ich gerade auf Jobsuche, käme eine eigene Marktgärtnerei durchaus in die nähere Wahl. Bücher, die viel Ernte auf kleiner Fläche versprechen, ziehen mich außerdem immer magisch an, denn ich versuche ja schon seit nunmehr fast zehn Jahren mich aus meinem kleinen Stadtgarten selbst zu versorgen. Seit einiger Zeit bemühe ich mich, einen geschlossenen Kreislauf zu etablieren, also möglichst ohne zugekaufte Pflanzenerde und Dünger auszukommen. Auch das Thema „Wege“ möchte ich in nächster Zeit angehen, denn leider geht in meinem kleinen Garten ein nicht unerheblicher Teil der Anbaufläche verloren, um von A nach B zu kommen. Und so erhoffe ich mir von diesem Profi Ratgeber neue auch Erkenntnisse für meinen Garten.

 

Durch die Kapitel

Wie hängen Profitabilität und Marktgarten Design zusammen?

Im ersten Kapitel wird hauptsächlich gerechnet. Hört sich langweilig an, aber gerade dieses Kapitel dürfte für Nicht-Marktgärtner am interessantesten sein. Denn was für den Profi rentabel ist, gefällt auch dem Hobbygärtner mit wenig Anbau Fläche. Es gibt viele Tabellen, aus denen hervor geht, was besonders schnell wächst, was viel Ertrag pro m² bringt und was sich teuer verkaufen lässt. Was die Übersichtlichkeit angeht hebt sich das Buch dankt der vielen Tabellen deutlich von Literatur für Hobbygärtner ab und ist allein schon deshalb lesenswert. Dazu gibt es noch eine Aufstellung von Fixkosten und laufenden Kosten, interessant sicherlich für alle, die gern wissen möchten, wie sich die Kosten für regionales Bio-Gemüse zusammensetzen. Wer sich tatsächlich selbstständig machen möchte, braucht aber vermutlich noch deutlich mehr Infos, da z.B. Themen wie Krankenkasse, Altersvorsorge und Krankheitsvertretung nicht bzw. nur unzureichend behandelt werden. Und die Rentabilität der Verschiedenen Gemüsesorten wir nur auf Grund des Flächenbedarfs berechnet, der Arbeitsaufwand für Anbau und Weiterverarbeitung wird dagegen mit keinem Wort erwähnt.

 

 

Wie die Beete in den Garten kommen

Kapitel 2 beschäftigt sich mit allem rund um die Beetanlage: Wie sollen die Beete in der Gärtnerei verteilt werden, wie wird der Boden bearbeitet, wie gemulcht? Puh, über was sich angehende Marktgärtner so alles Gedanken machen müssen… . Außerdem beschreibt der Autor alle Vor- und Nachteile der verschiedenen Bodenbearbeitungsgeräte. Eigentlich alles recht trocken, aber so gut geschrieben, das dass Lesen wirklich Spaß macht und potentiellen Marktgärtnern oder SoLaWie Mitgliedern eine Vorstellung davon gibt, wie viel Organisation hinter so einem Betrieb steht. Für mich persönlich wird es am Ende des Kapitels beim Thema „Mulch“ noch einmal richtig interessant: Hier lerne ich das „Crimpen“ kennen, eine Kombi aus Gründüngung und Mulchen, die eine Antwort auf meinen chronischen Mulch und Kompost Mangel sein könnte. Werde ich auf jeden Fall ausprobieren. Auch beim Thema „Wege“ komme ich voll auf meine Kosten.

 

Vom Folientunnel bis zum Kompostplatz: die Inrfastruktur

Wie die Überschrift verrät geht es in diesem Kapitel ganz konkret um die Infrastruktur: Inwieweit und womit sollten Gewächshäuser beheizt werden? Wie wird bewässert und wo kommt die Waschstation hin? Hier lerne ich alles, was in der Marktgärtnerei jenseits der Gemüsefelder passiert. Auch diesmal hat der Autor ganze Arbeit geleistet und listet übersichtlich alle Möglichkeiten mit ihren Vor- und Nachteilen auf. Auch diesmal ließt sich das Kapitel sehr gut und ich staune wieder, was alles organisiert werden. Allerdings gibt es in diesem Kapitel nicht viel, was für Hobbygärtner interessant ist, ganz im Gegensatz zum darauf folgenden Kapitel:

 

Agroforstsystheme im Marktgarten

Das Thema Agroforst war für mich komplett neu. Grob gesagt geht es beim Agroforst um die Mischung von Gemüsebeeten mit (Obst-) Sträuchern und Bäumen. Eine Mischung, die sich im kleinen Hausgarten kaum vermeiden lässt, trotzdem wird das Thema im Hobbygarten selten erwähnt, dabei gäbe es wirklich viel zu beachten, wie ich in diesem Kapitel lerne. Welche Gemüsearten fühlen sich in der Nähe von Sträuchern besonders wohl? Wie weit sollte der Abstand zum Gemüsebeet sein? Für meinen Geschmack hätte das Kapitel deutlich länger ausfallen können.

 

Die sinnvollsten Gemüsekulturen für den Marktgarten

Im letzten Kapitel werden ca. 20 Gemüsearten vorgestellt, die sich gut für die Marktgärtnerei eignen. Das Besondere: Neben den exakten Abständen für ein typisches 80 cm breites Marktgartenbeet finden sich sich genaue Angaben über die benötigte Menge von Stickstoff, Phosphor und Kalium. Dazu gibt es noch Tipps und persönliche Erfahrungsberichte des Autors.

 

Der Clou: viele, viele Interviews

Besonders gern gelesen habe ich die vielen Interviews mit anderen Marktgärtnern  am Ende jedes Kapitels.  Jeder macht es ein bisschen anders, hat andere Bedingungen, Erfahrungen, Ziele. Ich habe einige neue interessante Bereiche entdeckt, zu denen ich mich weiter informieren möchte, wie z.B das Thema Untersaaten.

 

Fazit

Gut geschrieben, schön gestaltet, informativ. Perfekt für alle, die wie ich das System SoLaWie kennen lernen möchten uns Anregungen suchen.  Hier und da merkt man aber, dass es dem Autor nach dreijähriger Berufspraxis noch etwas an Erfahrung fehlt. Wer wirklich eine SoLaWie gründen möchte braucht sicherlich noch weitere Informationen.