“Blüht von Juni bis zum Frost” steht gefühlt auf jedem zweiten Samentütchen. Doch leider heißt das nicht, das eine Blume in dieser Zeit auch tatsächlich blüht bzw. sich in dieser Zeit als Schnittblume beernten lässt. Gemeint ist vielmehr, dass sie in dieser Zeit blühen könnte.
Dazu ein Beispiel: Die allseits beliebte Cosmea kann ab März im Gewächshaus vorgezogen werden. Erhält sie künstliches Licht, einen großen Topf und viel Dünger, blüht sie oft schon im Juni. Wer jetzt beginnt, Schnittblumen zu schneiden beginnt auch gleichzeitig, die Pflanze zu stressen. Das macht sie eine Weile mit, anfangs kompensiert sie die geschnittenen Blumen durch noch mehr neue Knospen, aber irgendwann werden die Stängel immer dünner und kürzer. Oft wird die Pflanze dann auch anfällig für Blattläuse und Pilzkrankheiten und wird am besten entfernt. Cosmea ist ein sogenannter „Dauerbrenner“, auch „cut and come again“ genannt. Das sind Blumen, die das Spielchen „Schneiden und Nachwachsen“ recht lange mitmachen. Von Saatguthändlern wird meist ein Zeitraum von drei Monaten angegeben, was bei mir leider noch nie geklappt hat. Richtig schöne, kräftige Schnittblumen bekomme ich von den Dauerbrennern in der Regel nur gut sechs Wochen lang. Das liegt vielleicht daran, dass es in meinem Garten bei Sonnenschein sehr schnell sehr heiß wird. Meine im Juni erblühte Cosmea müsste also schon Mitte Juli ersetzt werden. Wenn ich wirklich den ganzen Sommer über Cosmen ernten möchte, müsste ich drei Mal aussäen: Einmal im März, dann im Mai und noch einmal Ende Juni. Würde die Cosmea nicht ständig geschnitten, könnte sie tatsächlich bis zum Frost blühen, allerdings nur, wenn sie optimal versorgt wird: die Pflanze müsste gut gedüngt und gegossen werden, verblühtes müsste regelmäßig entfernt werden.
Etwas anders verhält es sich bei den „Medium Producern“, z.B. dem Löwenmäulchen. Auch bei allerbester Pflege und ohne Ernte von Schnittblumen wird ein Löwenmäulchen nach 4 bis 6 Wochen Blühphase eine Pause einlegen. Wird die Pflanze dann komplett zurück geschnitten, gegossen und gedüngt, wächst sie nach und legt erneut eine 4 bis 6 wöchige Blühphase hin. Als Schnittblume liefert das Löwenmäulchen bei mir nur gut 3 Wochen lange, kräftige Stängel. Da die Pflanzen durch das viele schneiden geschwächt sind, lohnt es sich auch nicht, auf eine zweite Blütenphase zu warten. Für eine Dauerhafte Ernte müsste ich also alle 3 bis 4 Wochen neu aussäen.
Ganz so einfach wie in der Theorie ist es in der Praxis leider nicht. Wenn ich tatsächlich alle 3 Wochen Löwenmäulchen aussäe, werde ich vermutlich trotzdem Erntelücken haben. Denn ein im Juni gesätes Löwenmäulchen wächst deutlich schneller als die Märzaussaat. Wenn du eine bestimmte Blume wirklich durchgehend ernte willst, lohnt es sich zu probieren, was in deinem Klima funktioniert. Ich bin von den Folgesaaten inzwischen weitgehend abgekommen, denn ich finde es viel schöner, nach einigen Wochen eine andere Blumenart zu ernten. So passen Löwenmäulchen für mich mit ihrer frischen Ausstrahlung vor allem in den Frühling und Frühsommer. Im Hochsommer möchte ich gar keine Blumen ernten, und für den Herbst bevorzuge ich als spitze Form den Amarant. Bei den Cosmen säe ich erst Anfang Juni eine größere Menge aus. Denn meine Lieblingssorte ist Rubenza, die mit ihrem dunklen Rot ganz wunderbar zum Spätsommer und Herbst passt.