Gefäße für den Topfgarten

 Baumärkten und Gartencenter bieten eine große Auswahl an Gefäßen an.

Gefäß eignet sich alles, wo man Erde hinein füllen kann.  Ich pflanze nur noch in sehr große Gefäße, am liebsten in Obstkisten, so hält sich der Gießaufwand einigermaßen in Grenzen.

Größe und Form

Wie groß genau ein Gefäß für den Topfgarten sein muss, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab:

  • Als grober Richtwert gilt folgende Regel: Was oberirdisch aus dem Topf heraus wächst, muss auch an Wurzelmasse im Topf Platz haben. Kleinere Gefäße gehen auch; das Zuwenig an Platz muss aber durch ein Mehr an Pflege ausgeglichen werden. So müssen kleinere Gefäße häufiger gegossen und gedüngt werden.
  • Tendenziell brauchen Starkzehrer eher mehr Platz im Topf an Schwachzehrer.
  • Idealerweise wird die Ausbreitung der Wurzeln berücksichtigt: Flache, breite Gefäße für Flachwurzler und tiefe Gefäße für Tiefwurzler.
  • Wurzelgemüse brauchen immer sehr tiefe Gefäße, z.B. 30 cm für Karotten.

Material

Holz, Plastik, Ton - Pflanzgefäße für den mobilen Gemüsegarten werden aus vielen verschiedenen Materialien angeboten. Je nach Standort müssen einige Dinge beachtet werden:

  • Gefäße aus Plastik oder Zink haben ein geringes Eigengewicht, was auf Dachterrassen und Balkonen (begrenzte Tragfähigkeit!) von Vorteil ist. Allerdings werden leichte Gefäße auch schnellen vom Wind umgeweht.
  • Plastik und Zink absorbieren kein Wasser, weshalb Pflanzen in diesen Gefäßen angeblich weniger stark austrocknen. Andererseits erhitzen sich diese Gefäße bei Sonneneinstrahlung auch schneller. Was den Durst der Pflanzen angeht, konnte ich in der Praxis keinen nennenswerten Unterschied zu Holz oder Ton feststellen. Das Überhitzen lässt sich leicht abmildern, indem man Plastik- und Zinkgefäße von innen mit unbedruckter Pappe auskleidet. 
  • Holzästen bringen ein mittleres Eigengewicht mit. Die Gefäße sehen ansprechend aus und sind auch an windigen Standorten recht standfest. Außerdem kommt durch die Ritzen der Holzbretter Luft an die Erde. Je nach Holzart haben die Kästen aber nur eine begrenzte Lebensdauer. Holzkästen verrotten relativ schnell, wenn sie direkten Erdkontakt haben. Deshalb sollten sie von innen mit einer Folie ausgekleidet werden. Ob Holz behandelt werden soll oder nicht, darüber scheiden sich die Geister. Einig sind sich die Experten nur darüber, dass Holz atmen muss und nicht versiegelt werden darf. Denn früher oder später wird einmal Feuchtigkeit ins Holz eindringen, die nur bei atmendem Holz auch wieder entweichen kann. Bei einer Versiegelung bleibt die Feuchte im Holz, und die Kiste beginnt von innen heraus zu faulen. Wer seine Kisten behandeln möchte, sollte daher auf jeden Fall eine atmungsaktive Lasur verwenden. Grundsätzlich schützen Lasuren das Holz vor Wettereinflüssen. Behandlungs Gegner halten dagegen, dass der Feuchtigkeits-Austausch in unbehandeltem Holz wesentlich besser funktioniert.
  • Alt und bewährt sind Tongefäße. Sie sehen hübsch aus und sind pflegeleicht. Allerdings sind große Gefäße sehr schwer und sehr teuer. Daher eignen sich Tontöpfe hauptsächlich für Kraüter u.ä.
  • Wichtig: Steht das Gefäß unter freiem Himmel, braucht es ein Loch im Boden damit das Wasser abfließen kann, unabhängig vom Material! Ein Gefäß, das nicht dem Regen ausgesetzt ist, kommt auch ohne Abzugsloch aus - vorausgesetzt, der Gärtner hat ein sicheres Gespür dafür, wie viel Wasser die Pflanze braucht!

Beispiele

Besonders einfach: Pflanzsäcke

Wer weder viel Zeit noch Geld in den Gemüseanbau investieren möchte, pflanzt am besten direkt in den Sack mit der Blumenerde. Für Schwach- und Mittelzehrer reicht eine Universalerde, Starkzehrer gedeihen besser in gut vorgedüngter Tomatenerde. Zum Pflanzen wird für jeden Setzling eine T-förmige Öffnung in den Sack geschnitten. Nur so groß, dass der Setzling gerade so durch den Schlitz passt, die Öffnung soll so klein wie möglich bleiben.

Im Pflanzsack kann Gemüse so eng gesetzt werden, dass sich die Pflanzen, einmal ausgewachsen, gerade so berühren. Beim Salat wären das etwa 12 bis 15cm. Beim Wässern Gartenschlauch oder Gießkanne in die Öffnung stecken und mit viel Fingerspitzengefühl gießen. Ein zu viel an Wasser kann aus dem Sack nicht mehr entweichen! Anders als herkömmliche Töpfe bleibt die Feuchtigkeit im Erdsack aber gut erhalten, sodass deutlich seltener gegossen werden muss. Salate und andere Schwach- oder Mittelzehrer müssen in einem vorgedüngten Sack Blumenerde nicht gedüngt werden, Starkzehrer wie Tomaten müssen nach sechs Wochen mit Flüssigdünger nachgedüngt werden. Soll der Sack nach der Ernte noch einmal bepflanzt werden, muss die Erde neu aufbereitet werden: Dafür den Sack aufscheiden und die Erde zum Bearbeiten in ein anderes Gefäß füllen. Hier wird die Erde aufgelockert und neu mit Langzeitdünger vermischt. Organische Dünger wirken nur, wenn der Blumenerde etwas Gartenerde beigemischt wird (s. Erde). Anschließend die Erde zurückfüllen und den Sack wasserfest zukleben. 

Besonders schön: alte Obstkisten

Alte Obstkisten sind für mich die beste Art, um Gemüse außerhalb des Gartens anzubauen: Für viele Gemüsesorten haben die Ostkisten genau die richtige Größe. Außerdem sieht Gemüse in Obstkisten einfach toll aus und verleiht jeder Terrasse ein ganz besonderes Flair. Leider müssen die Obstkisten erst mal fit gemacht werden - und das ist recht aufwendig und teurer als man denkt, aber es lohnt sich.

Zunächst mal muss man beim Kauf darauf achten, dass die Kisten auch stabil sind. Meist sind sie das, wenn in der Beschreibung von "stabiler Obstkiste" die Rede ist. Als nächstes müssen die Obstkisten wetterfest gemacht werden. Dafür eignen sich Öle und Lasuren, alles was für draußen geeignet ist und das Holz atmen lässt. Dass der Holzschutz umweltverträglich sein soll, versteht sich von selbst. Für einen guten Schutz sollten die Kisten dreimal gestrichen werden. Die raue Oberfläche der Obstkisten saugt das Öl regelrecht auf. Der Öl-Verbrauch wird deshalb auch deutlich höher sein, als auf der Dose angegeben. Ich schleife meine Obstkisten vor der Behandlung immer leicht. Die dunkle Oberfläche und der Schriftzug sollen dabei weitgehend erhalten bleiben. Leicht angeschliffen fühlt sich die Oberfläche nicht mehr so pieksig an und die Kisten brauchen nicht ganz so viel von dem teuren Behandlungsöl. Aber auch mit anschleifen muss man pro Kiste etwa mit 250 ml Öl rechnen. Nach dem dreimaligen Ölen lasse ich meine Kisten sehr gut austrocknen, nach Möglichkeit drei bis vier Wochen.

Da die Kisten keinen direkten Erdkontakt haben dürfen, bringe ich von innen eine Folie an. Manchmal wird Teichfolie empfohlen, ich habe gute Erfahrung mit einem stabilen Unkrautflies gemacht. Bei Teichfolie müssen unbedingt Löcher in den Boden gestochen werden, damit dass Wasser abfließen kann. Die Folie selbst wird am oberen Rand einfach angetackert.

Was die Kosten angeht, muss man etwa €15 bis €20 für die Kiste rechnen, plus €8 bis €10 für die Behandlung plus ca. €5 für die Folie und ggf. noch Anschaffungskosten für den Tacker. Die Behandlung dauert pro Kiste etwa eine Stunde. Allerdings mit vielen Unterbrechungen zum trocknen, in denen die Wohnung schön nach dem Behandlungsöl stinkt. Gerade wenn man die Zeit mitrechnet lohnt sich das ganze eigentlich nicht - es sei denn, man ist wie ich verliebt in den Anblick von gemüsebepflanzten Obstkisten!

Besonders durstig: Vertikale Gärten

Eine Warnung aussprechen möchte ich bezüglich der Pflanztaschen und der allgegenwärtigen Paletten, die gern für vertikale Gärten angepriesen werden. Sowohl Taschen als auch Paletten sehen toll aus und bieten auch bei wenig Platz vielen Gemüsepflanzen ein Zuhause. Aber um das Gemüse bei Laune zu halten, heißt es gießen, gießen und nochmal gießen. In diese aufrechten Beete passt nur wenig Erde, die durch die Vertikale auch noch viel stärker der Sonne ausgesetzt ist. Bei Hitze muss oft  mindestens zwei mal am Tag gegossen werden.

Paletten müssen auf die gleiche Weise behandelt werden, wie oben bei den Obstkisten beschrieben. Wichtig außerdem: Paletten sind teilweise mit giftigen Holzschutzmitteln imprägniert. Es ist jedoch gesetzlich vorgegeben, die Paletten zu kennzeichnen. Auf dem mittleren Klotz muss die Behandlung angegeben werden. HT bedeutet "heat treated" und ist ungiftig.

Besser: Klötze aus Massivholz und nur mit Hitze behandelt.

Diese Palette ist zwar, wie am Stempel zu erkennen, nicht mit Gift behandelt, geeignet ist sie aber trotzdem nicht: Die seitlichen Klötze sind aus Pressspan, der bei Feuchtigkeit aufquillt.


Gartenalltag

Mein erster Gemüsegarten bestand nur aus ein paar Tontöpfen, alle mit 5 bis 7 Litern Fassungsvermögen. In den kleinen Töpfen wuchsen Kräuter und Paprika, die 7 Liter Töpfe hatte ich mit Stabtomaten bepflanzt. Paprika und Kräuter wuchsen problemlos, für die wüchsigen Tomaten waren 7 Liter Erde aber eigentlich viel zu wenig. Trotzdem: Auch unter diesen schlechten Bedingungen habe ich viele Tomaten geerntet. Allerdings haben meine Tomaten nie das Saisonende erlebt. Als Dünger habe ich immer nur Hornspäne verwendet, die ihre Wirkung aber nur in belebtem Boden entfalten können. Und dafür waren die Töpfe einfach zu klein. Mit Zucchini in kleinen Töpfen habe ich ähnliche Erfahrungen gemacht: Zunächst gutes Wachstum und gut Ernte, aber nach einer Weile kann die Pflanze nicht mehr ausreichend ernährt werden und geht ein.

Den allgegenwärtigen Trend "aus Müll werden Pflanzgefäße" habe ich auch mitgemacht, leider mit sehr begrenztem Erfolg. So habe ich alte Möbel zerlegt und daraus Kisten gebaut. Allerdings sind Möbel fast immer aus Leimholz oder Tischlerplatten hergestellt. Dies Hölzer quellen bei Feuchtigkeit auf und zerfallen in ihre Einzelteile. Ganz abgesehen davon, dass die Hölzer möglicherweise mit giftigen Lacken behandelt wurden. Oftmals werden auch Küchenschränke und Schubladen zum Gemüseanbau empfohlen. In der Tat sind Größe und Form ideal, aus oben genannten Gründen wäre ich aber vorsichtig.

Gute Erfahrungen gemacht habe ich dagegen mit Obstkisten (s. Beispiele). Allerdings nutze ich sie erst seit drei Jahren, so dass ich über die Lebensdauer noch kein Urteil fällen kann.